KARNEVALSKOLUMNE. In Kölle gibt es verschiedene Arten von Karnevalsjecken. Solche, die sich das ganze Jahr über auf den kollektiven Frohsinn freuen. Die auch außerhalb der Karnevalssaison Hits von Brings, den Black Fööss und den Höhnern hören und dabei sogar mitsingen. Die spätestens im Herbst mit den Vorbereitungen für die nächsten Kostüme beginnen. Mit einem einzelnen Outfit für die tollen Tage gibt diese Art sich nicht zufrieden. Da braucht es mehr: etwas Neckisches für Weiberfastnacht, etwas Warmes für Zooch und Straßenkarneval. Ebenso etwas Exotisches für Sitzungen und Partys sowie Dramatisches für die Nubbelverbrennung. Nächtelang kreieren und schneidern diese Jecken Verkleidungen, die es so noch nicht gegeben hat.

Und es gibt Jecken, die keine Lust haben auf Karneval. Die aus den verschiedenen Gründen nicht flüchten, sondern den Trubel auf sich zukommen lassen. Oft wohnen sie mittendrin in den Vierteln, an denen die Veedelszüge vorbeiziehen. Je näher die tollen Tage heranrücken, und je mehr Kölsche Musik sie beim alltäglichen Einkauf hören, desto klarer wird ihnen: Dieses Jahr gibt es kein Entkommen! Ob sie es wollen oder nicht, ihr Kalender füllt sich mit Partyterminen. Dafür sorgt Jeckenart Nummer Eins, sei es durch Überzeugungskunst – „Da darfst du nicht fehlen!“ – oder durch ihre ansteckende Art.
Spätestens an Weiberfastnacht fügt sich Jeckenart Nummer Zwei ihrem Umfeld. Auf dem Speicher sucht sie nach einem geeigneten Outfit. Ist der olle Cowboyhut von irgendwann nicht auffindbar, tut’s auch der Arztkittel des besten Freundes oder Großvaters alter Frack. Um als Karnevalsmuffel nicht aufzufallen investieren viele auch in bunte Plastikverkleidung – große Karnevalsramsch-Anbieter leben davon. Auch Kölns Kneipiers wären ohne sie arm dran, denn oft hält Jeckenart Nummer Zwei die Humba-Tätärä-Dauerberieselung ohne Dauerrausch nicht aus.
So kann es passieren, dass Aschermittwoch – das Ende des Kölner Karnevals – verpasst wird. Loslassen fällt schwer. Einige Jecken müssen, andere dürfen, mit den Folgen der tollen Tage weiterleben. Paare finden oder verlieren sich. Und aus manch einer Jeckenart Nummer Zwei wird im Folgejahr Jeckenart Nummer Eins – in 2021 wohl eher online 😉
Und welcher Jeck bist du ???